Ein unerwarteter Morgen auf El Hierro

Ein unerwarteter Morgen auf El Hierro: Das Flüchtlingsboot vor unserer Yacht

Der Morgen des 24. Aprils begann wie jeder andere auf El Hierro. Unsere Segelyacht lag ruhig im Hafen, als unsere kleine Tochter auf uns zugerannt kam und aufgeregt rief: „Papa, Papa, da draußen sind schwarze Leute!“ Zunächst dachte ich, sie meine die Arbeiter in der Werft, die wie gewöhnlich mit den Vorbereitungen für den Tag beschäftigt waren. Doch als Doris nachschaute, stellte sich heraus, dass es weit mehr war als das.

Das Flüchtlingsboot direkt vor uns

Doris entdeckte ein Flüchtlingsboot, das direkt gegenüber von uns am Ufer angelegt hatte. Es war ein surrealer Anblick – etwa 35 Flüchtlinge, allesamt junge Männer und Jugendliche, stiegen aus dem Boot. Innerhalb kürzester Zeit waren das Rote Kreuz, die Guardia Civil, die Policía Nacional und sogar ein Reisebus zur Stelle. Es schien das volle Programm zu laufen: Die Männer wurden sofort mit Wasser, Essen und Decken versorgt, und bekamen sogar neue Kleidung – Schuhe, T-Shirts und Hosen.

Es war erstaunlich, wie gut sie ausgestattet wurden, fast so, als wäre alles minutiös vorbereitet. Doch was uns besonders auffiel: Die Gruppe machte nicht den Eindruck, als hätte sie eine extrem lange und beschwerliche Reise hinter sich. Die Männer wirkten frisch, weniger erschöpft als erwartet, was unsere Neugier weckte.

Recherchen und Entdeckungen

Nach diesem Erlebnis gingen wir der Sache auf den Grund. Eine kurze Internetrecherche ergab, dass die spanische Polizei bereits Drohnenaufnahmen veröffentlicht hatte, die ähnliche Szenarien dokumentierten. Ein Fischerboot wurde dabei gefilmt, wie es ein kleines Boot hinter sich herzog und die Menschen kurz vor der Küste auf dieses umsteigen ließ. Auf diese Weise vermeiden die Flüchtlinge eine gefährliche Überfahrt über große Distanzen – eine Praxis, die offenbar häufiger vorkommt, als man denkt.

Das gut ausgestattete Boot

Auch das Flüchtlingsboot selbst erregte unsere Aufmerksamkeit. Es war keineswegs ein altersschwaches, marodes Boot, wie man es vielleicht erwarten würde. Es war mit zwei Außenbordmotoren ausgestattet, wobei einer sogar liegend verstaut war – eine Position, die für einen Motor alles andere als optimal ist. Darüber hinaus gab es Trinkkanister und Rettungswesten für alle. Es war offensichtlich, dass die Reise gut vorbereitet und geplant war.

Die polizeilichen Maßnahmen

Uns wurde später zugetragen, dass die Polizei innerhalb von 48 Stunden nach der Ankunft der Flüchtlinge das Boot in Einzelteile zerlegt, damit es nicht erneut verwendet werden kann. Diese Praxis soll verhindern, dass Boote wieder in den Menschenhandel involviert werden.

Bilder und Gedanken

Wir konnten das Geschehen von unserer Yacht aus hautnah miterleben. Die Bilder, die wir gesehen haben, sprechen eine deutliche Sprache: Diese Menschen waren vorbereitet, ausgerüstet und gut organisiert. Die Situation war für uns gleichzeitig faszinierend und erschreckend – es verdeutlichte die Komplexität und Tragweite der Flüchtlingsbewegungen, die sich hier auf den Kanaren und an anderen europäischen Küsten abspielen.

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